EU Timber Regulation Update
Am 3. März 2013 ist die EU Timber Regulation No.995/2010 (EUTR) in Kraft getreten, mit dem Ziel, den Verkauf bzw. Handel von illegal geschlägertem Holz und Produkten aus diesem Holz innerhalb der Europäischen Union zu unterbinden. Zur Interpretation der Richtlinie bzw. Klärung offener Fragen wurde nun ein Leitfaden publiziert.
Adressaten der Verordnung
Die Verordnung unterscheidet beim Handel mit Holz und Holzerzeugnissen zwischen Operator (Marktteilnehmer) und Trader (Händler) und regelt die jeweils anzuwendenden „Sorgfaltspflichten“ (Due Diligence, kurz DDS), die Aufgaben von Überwachungsorganisationen sowie der zuständigen nationalen Behörden eines Mitgliedstaates.
Während die Operator Holz bzw. Holzerzeugnisse erstmalig auf dem Binnenmarkt in Verkehr bringen und demzufolge den Großteil der Verantwortung tragen, müssen Trader, die Holz bzw. Holzerzeugnisse verkaufen, die bereits in Verkehr gebracht wurden, lediglich dokumentieren, von wem sie Holz kaufen bzw. wem sie es verkaufen.
MMK und die EUTR
Mayr-Melnhof Karton gilt als europäischer Kartonhersteller nur dann als Operator, wenn aus einem Nicht-EU-Land Holzerzeugnisse gekauft bzw. importiert werden, beispielsweise Zellstoff oder Holzschliff aus Norwegen. MMK arbeitet bereits in Übereinstimmung mit der PEFC Chain of Custody-, FSC® Chain of Custody- und FSC® Controlled Wood (CW)-Zertifizierung und hat eigene Traceability-Systeme implementiert. Für jene Produkte, bei denen MMK als Operator fungiert,
wurden zusätzlich zu den bereits bestehenden Zertifizierungsunterlagen Bestätigungen zur Einhaltung der EUTR sowie Informationen zur Holzherkunft eingeholt. Mit diesen Informationen wurde auf Basis des FSC®-CW-Standards eine
Risikobeurteilung zu den Ländern der Holzherkunft erstellt, mit folgendem positiven Ergebnis: Holzerzeugnisse, die für die Herstellung von MMK Faltschachtelkarton eingesetzt werden, stammen aus legalen, nachhaltig bewirtschafteten und kontrollierten Quellen.
MMK Kunden sind in der Regel durch die EUTR lediglich als Trader betroffen und müssen daher auch kein Due-Diligence-System implementieren.
Standardanpassungen bei FSC® und PEFC
Bestehende Zertifizierungssysteme wie FSC® und PEFC haben nun ihre Standards der EUTR angepasst. Eine derartige Zertifizierung bedeutet allerdings nicht automatisch, dass man damit der EUTR entspricht. Nur Holz und Holzerzeugnisse, für die eine gültige FLEGT- (Forest Law Enforcement, Governance and Trade) oder CITES-Genehmigung (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) ausgestellt wurde, gelten als verordnungskonform.
Fest steht, dass beide Systeme nicht zwischen Operator und Trader unterscheiden werden, was vor allem Betriebe, die Holznebenprodukte wie Holzmehl oder Hackgut herstellen, vor eine schwierige Aufgabe stellt. Auch wenn diese Betriebe zwar als Trader laut der EUTR einzustufen wären, wird für sie eine umfassende Dokumentationspflicht gefordert.
FSC® verpflichtet nun auf Anfrage auch zur Weitergabe von Informationen über die Herkunft aller eingesetzten Holzprodukte an Kunden. Die EUTR schreibt keine generelle Informationsweitergabe vor, sondern nur auf Anfrage der Behörden. Und FSC® wird in Zukunft noch einen Schritt weiter gehen: In der Online Claim Plattform (OCP) sollen zukünftig alle FSC®-Handelstransaktionen digital eingepflegt werden. PEFC wird eine neue Gruppe „PEFC Controlled Sources“ einführen, welche auf Produkte von nicht zertifizierter Herkunft angewendet werden kann.
Dabei wurden seitens der EU immer noch keine Monitoring-Organisationen zugelassen, die Verfahren zur Risikobewertung bereitstellen und überprüfen. Auf nationaler Ebene wurden die Vorschriften erst teilweise umgesetzt, so unter anderem in Deutschland. In Österreich arbeitet das Lebensministerium an einem Durchführungsgesetz, das die Zuständigkeiten des Vollzugs und die Sanktionen regeln soll. MMK verfolgt diesen Prozess und wird gegebenenfalls Verfahren anpassen.
Fazit: Die EUTR verstärkt die bestehenden Zertifizierungssysteme zur nachhaltigen Forstwirtschaft. Auch eine verbesserte Transparenz in der Lieferkette und konsequente Analysen sind unumgänglich und wünschenswert. Der Aufwand allerdings, der nun auch von FSC® und PEFC gefordert wird, ist gerade für kleinere Lieferanten schwer praktikabel und bedürfte weiterer Überarbeitung. Dabei handelt es sich nicht nur um die Dokumentationspflicht und die damit verbundene Aufbewahrung sämtlicher Schlussbriefe und Holzverkaufslisten für mindestens fünf Jahre, sondern auch um die forstrechtlichen und naturschutzrechtlichen Bewilligungen, die der Holzernte vorausgehen.