„Kartonbarrieren werden immer besser“
Michael Strobl, Director Innovation, Product Development und Technical Services, über das große Potenzial von Barrierekarton als nachhaltiges Verpackungsmaterial der Zukunft und welche Regulatorien Brand Owner bei der Wahl der Barriere derzeit im Auge haben sollten.
Welche regulatorischen Entwicklungen sind im Bereich Barrierekarton derzeit entscheidend für Brand Owner?
Zwei Verordnungen prägen die Diskussion: Die PPWR (Packaging and Packaging Waste Regulation) und die SUPD (SingleUse Plastic Directive).
Die PPWR forciert u. a. die Abfallvermeidung, die Rezyklierfähigkeit und die Wiederverwendung von Verpackungen. Enthält ein Barrierekarton Kunststoff, ist dessen Anteil an der Gesamtverpackung entscheidend dafür, ob es sich um Mono- oder Verbundmaterial handelt. Bei weniger als 5 % Kunststoffanteil handelt es sich nicht um ein Verbundmaterial, für die höhere EPR (Extended Producer Responsibility)-Gebühren zu bezahlen sind. Die Verpackung fällt somit unter die sogenannte 95/5-Regelung. Für Brand Owner fallen dann dieselben EPR-Gebühren wie für Standardkarton an.
Die SUPD soll die Umweltauswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte, insbesondere Meeresverschmutzung, verringern und den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft fördern. Sie zielt speziell auf Einwegkunststoffanwendungen wie Fast-Food-Verpackungen oder Becher. Klassisch PE-beschichtete Kartons fallen darunter – daher wollen Brand Owner diese Materialien schnellstmöglich ersetzen, um nicht in die „Einwegplastik-Ecke“ gestellt zu werden.
Erfüllt Barrierekarton von MM diese Regulatorien?
Grundsätzlich gibt es zwei Wege Kartons mit einer Barriere zu versehen: klassische Kunststoffbeschichtungen, z. B. Polyethylen (PE), die im sogenannten Extrusionsverfahren aufgebracht werden, oder moderne Dispersionsbeschichtungen, die wasserbasiert sind.
Bei MM Board & Paper setzen wir klar auf Dispersionsbarrieren. Mit der Dispersionsbarriere erzielen wir etwa beim ALASKA® BARRIER GREASE eine sehr hohe Barrierewirkung. Die Kartonqualität entspricht der 95/5 Regel.
Sind diese Barrierekartonqualitäten recycelbar?
Ja, bei MM sind alle Barrierekartonqualitäten vollständig recycelbar. Das haben unabhängige Institute nach der Cepi-Recyclability-Methode (CP) bestätigt. Wer als Brand Owner von Kunststoff auf Barrierekarton von MM Board & Paper umstellt, kann sicher sein, dass die Recyclinginfrastruktur funktioniert.
Für Brand Owner stellt sich oft die Frage: Frischfaser- (FBB) oder Recyclingkarton (WLC), was ist im Barrierebereich besser?
Beides hat seine Stärken. Im Frischfaserbereich bieten wir den ALASKA® BARRIER GREASE mit sehr guter Fettbarriere an – ideal für Anwendungen, bei denen Lebensmittel länger im Karton bleiben, etwa bei Sushiverpackungen, Trays für Backwaren oder fettende Tiefkühlprodukte wie Fischstäbchen. Im Recyclingkartonbereich haben wir den TOPCOLOR® BARRIER GREASE, ein WLC mit kunststofffreier, bio-basierter Fettbarriere. Dieser eignet sich besonders für den Fast-Food-Bereich, wo die Kontaktzeit sehr kurz ist. Brand Owner wägen ab: Für Kurzzeitkontakt spricht der Kreislauferhalt unseres Barrierekartons aus Recyclingmaterials, für längere Aufbewahrungszeiten die höhere Barrierewirkung unseres Barrierekartons aus Frischfasern.
Welche Innovationen sind bei Barrieren zu erwarten?
Der Trend ist klar: Barrieren werden durch verbesserte biobasierte Beschichtungen – etwa auf Basis von Alginaten und anderen biobasierten Materialien – immer leistungsfähiger. Fett, Wasser, Sauerstoff und Aroma sollen so langfristig ohne Kunststoff abgehalten werden. Damit erfüllen wir nicht nur die PPWR-Vorgaben, sondern umgehen auch die SUPD-Problematik. Brand Owner fordern das aktiv ein. Gerade im Fast-Food-Segment wird das entscheidend sein. Bei MM Board & Paper arbeiten wir intensiv an diesen Zukunftsbarrieren.
Darüber hinaus arbeiten wir auch an der Gewichtsreduzierung von WLC. Denn: WLC ist bauartbedingt schwerer als FBB. Im Rahmen der PPWR sind Abgaben volumen- bzw. gewichtsbasiert. Höheres Gewicht bedeutet also höhere Gebühren. Wenn wir WLC leichter machen, senken wir nicht nur die Kosten für unsere Kunden, sondern erhalten gleichzeitig den Recyclingkreislauf.
Wo sehen Sie die größten Chancen für Brand Owner beim Umstieg?
Zum einen in der Kombination aus Performance und Regulatorik-Sicherheit. Unsere Barrierekartonsorten sind recyclingfähig und erfüllen somit die Vorgaben der PPWR. Zum anderen in der CO₂-Bilanz: Wo es funktional möglich ist, kann der Ersatz von Kunststoff durch Karton den Umweltfußabdruck deutlich senken. Gleichzeitig helfen unsere WLC-Qualitäten mit niedrigem Wasserverbrauch und reduzierten Flächengewichten, Ressourcen einzusparen.